Hintergrund: Das Lausitzer Braunkohlerevier

Die Lausitz steht als eines von drei kohlefördernden deutschen Bergbaugebieten, die bis 2038 den Betrieb einstellen werden, vor einem tiefgreifenden Wandel. 1,3 Milliarden Tonnen Braunkohle wurden hier bisher erschlossen. In bis zu 120 Metern Tiefe wurde die Landschaft abgebaggert, 137 Dörfer verschwanden in den Löchern, über 25000 Menschen verloren so ihre Heimat. Die vom Tagebau betroffene Fläche ist mit 900 km2 größer als das Land Berlin. Die angewandten Verfahren stellen einen der extremsten Eingriffe in die Landschaft dar, die dabei vollständig zerstört wird. Die zurückbleibenden Mondlandschaften werden als Ewigkeitslasten noch Generationen nach uns beschäftigen. Beispielhaft stehen sie für die Herausforderungen des Menschen in einer menschengemachten Welt, in der eine Rückkehr zu einem natürlichen Zustand nicht mehr möglich ist. Oft werden die Restlöcher mit Wasser gefüllt, die einfachste Form der Nachnutzung.

Südöstlich von Berlin entsteht die größte künstliche Seenlandschaft Europas und mit dem Ostsee bei Cottbus Deutschlands größtes künstlich angelegtes Gewässer - gefüllt mit Spreewasser. Über die Spree erreicht die ökologische Problematik auch Berlin. Nicht erst seit der IBA Fürst Pückler (2000-2010) ist die Region aber auch zu einer „Werkstatt für neue Landschaften“ und zur Projektionsfläche für Transformationsvorstellungen aller Art geworden. Die Lausitz hat mit dem hier anstehenden „exemplarischen Transformationskonflikt von nationaler Bedeutung“ (Klaus Dörre) das Potential, zu einem Lernort für eine demokratische Strukturwandelpolitik zu werden.


LANDSCHAFTSTHEATER-

Eine Rekultivierungsrecherche

 

Lausitz 2020,

gefördert im Reload-Stipendium der Bundeskulturstiftung

 

Mit der Recherche erkundeten wir die Folgelandschaften des Lausitzer Braunkohleabbaus als Labore für neue Formen von ästhetischer und sozialer Raumnahme. Wie kann man „Europas größte Landschaftsbaustelle“ als Erfahrungsraum in Szene setzen und „bespielen“? Hier waren die Erfahrungen der IBA Fürst-Pückler-Land und ihre „Werkstatt für Neue Landschaften“ besonders aufschlussreich. Wir lernten die „Ewigkeitslasten“ und die engen gesetzlichen und geologischen Rahmenbedingungen der Rekultivierung kennen und fragten nach dem Zusammenhang zwischen Stadt und ausgebeuteter Landschaft. Es entstanden erste Entwürfe eines zukünftigen synergetischen, interdisziplinären und partizipativen Landschaftstheaters.

 

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BAUSTELLEN DES ANTHROPOZÄNS

#TakeCare-Recherche-Stipendium des Fonds Darstellende Künste, 2021

 

Mit der Recherche stellten wir die Tagebaue und Folgelandschaften der Lausitz in einen globalen und epochalen Kontext. Wir schauten auf die weltweiten Beispiele von großflächiger Verwüstung durch den Abbau fossiler Brennstoffe. Wir entdeckten, dass diese schwersten Eingriffe in bestehende Landschafts- und Kulturräume beispielhaft für die Gefährdungen und Herausforderungen der menschengemachten Welt des Anthropozäns sind. Uns wurde klar, in welchem Maße die ausgekohlten Landschaften Reallabore und Weltbühne für notwendige anthropozäne Transformationen sind. Die Qualität der Entwürfe dieses Neulands erzählt davon, wie im neuen Erdzeitalter unser Leben und Überleben möglich sein wird. Damit gewannen wir für die Entwicklung eines Landschaftstheaters eine wesentliche Dimension hinzu und formulierten erste Forderungen an das zu errichtende Neue Landschaftstheater.  

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